Ahnennachweis

„Nicht minder wert als die große Geschichte der Welt ist die Geschichte der Familie. Jene große Geschichte ist nur das entfärbte Gesamtbild dieser kleinen, in welcher man die Liebe ausgelassen und das Blutvergießen aufgezeichnet hat. Allein der große goldene Strom der Liebe, der in Jahrtausenden bis zu uns herabgeronnen, durch die unzählbaren Mutterherzen, durch Bräute, Väter, Geschwister, Freunde, ist die Regel und seine Aufmerkung (Aufzeichnung) war vergessen, das andere, der Haß ist die Ausnahme und ist in tausend Büchern aufgeschrieben worden“.

Adalbert Stifter

Ahnennachweis der Gleißner aus Ringelberg

Vorwort von Josef Gleißner

Wer bin ich, woher komme ich, wo liegen meine Wurzeln?

Diese Fragen stellt man sich öfters, wenn man sich im fortgeschrittenen Lebensalter befindet. Von diesem Phänomen wird seit alters her berichtet. Auch mir ging es so.! Man beginnt, Nachforschungen anzustellen, die über die Herkunft und Wurzeln berichten. Erfreulicherweise stellen wir fest, dass das Interesse unserer Enkelgeneration an der Vergangenheit ihrer Altvorderen wieder zunimmt. Es dürfte u.a.auf die neuerdings wiederaufgenommenen Berichte über die Vertreibung aus dem Osten (Ostgebiete, Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien und dem Balkan) zurückzuführen sein, woher viele Angehörige stammen. Es handelt sich immerhin um 15 Millionen Menschen.

Im Rahmen meiner Recherche für meine Ortschronik der ehemaligen Gemeinde Ringelberg (meinem Geburtsort) kam mir der Gedanke, eine Liste der Ahnen für meinen Bereich zu erstellen. Ich meine, das sind wir unseren Vorfahren schuldig, zumal man bereits heutzutage versucht, das Kapitel der Vertreibung zu verdrängen. Unsere Vorväter waren bereit, den Ruf der damaligen Herrscher vom Kronland Böhmen (wahlberechtigtes Mitglied im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation) zu befolgen, den dichten Grenzwald Böhmens zu roden und zu besiedeln. Das war damals ein gewaltiges Unternehmen, das auch opfer forderte. Der Übertritt in ein anderes Land war in diesem Bereich ohne weiteres möglich. Unser Urahne „Gleißner“ kam aus Hermmansreuth, in unmittelbarer Nähe von Bärnau in der Pfalz, heute Oberpfalz genannt. Er ging nur 4km weiter und ließ sich in Galtenhof (Irlweiher), politischer Bezirk Tachau nieder.

Meine mir selbstgestellte Aufgabe, einen Ahnennachweis für die Gleißner aus Ringelberg zu erstellen, war mit viel Mühe und Arbeit verbunden. Das Abgleichen der Daten und das Zusammenfassen der Forschungen bedurften einer Exaktheit, die für solche Werke unbedingt notwendig sind. Derzeit ist das Beschaffen von Unterlagen in unserer früheren Heimat mit enormen Schwierigkeiten verbunden. Sind doch die noch vorhandenen Archive in einem bedenklichen Zustand (dies ist gewollt) und das vorhandene Schriftgut ist nur noch lückenhaft vorhanden (durchaus Absicht). Bei meiner Suche nach Nachweisen war ich auf die freiwillig tätigen und ehrenamtlich bestellten Familienforscher aus dem Egerland angewiesen, denen ich aufrichtig danken möchte. Die meisten Angaben konnte ich den geretteten Urkunden (Zeugnisse, Taufscheinen/Geburtsurkunden entnehmen, die von unseren Großeltern und Eltern oft unter schwierigen Umständen über die Grenze in Sicherheit gebracht wurden (teilweise im Gepäck bei der Vertreibung versteckt). Dies war unter Strafe gestellt. Das Land konnten die Tschechen uns nehmen, unsere Identität und Tradition aber nicht!

Traditionspflege heißt nicht, die Asche zu bewahren, sondern das Feuer zum glühen zu bringen!

Sicherlich werden Ergänzungen im Ahnennachweis erforderlich sein. Jeder sollte es für seinen Bereich tun, wenn es angebracht ist.

Mögen die Aufzeichnungen allen Freude bereiten und dazu beitragen, die Erinnerungen an unsere Vorfahren wachzuhalten. Dies ist mein Wunsch!

D-82538 Geretsried, den 10. Oktober 2002

Josef Gleißner (auch genannt Pepp)

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