Ringelberg 12 (Lageplan)

Das Anwesen Ringelberg Haus – Nummer (Hs – Nr.) 12 (Krawaschn – Haus) im Ortsteil „Häuser“ von Ringelberg

Nach dem Theresianischen Katastar von 1713 bestand der Ort Ringelberg bereits zu diesem Zeitpunkt. Nachdem im Königreich Böhmen im Jahre 1770 die Hausnumerierung eingeführt wurde und Ringelberg im Jahre 1788 (Topographie des Königreichs Böhmen, Schaller, Prag) bereits 51 Häuser aufwies, mußte das Haus Nummer 12 zwischen 1713 und 1788 errichtet worden sein. Der genaue Zeitpunkt ist aber nicht bekannt.

Lageplan im Ort:

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Sicher ist, daß man Siedler aus Franken und der Kurpfalz, wie damals die Oberpfalz genannt wurde, in das Land Böhmen holte, um die waldreichen Ländereien am Rande des Königreiches zu erschließen. Diese Siedler erhielten in unserer Gegend von der Herrschaft Tachau Land zugewiesen und waren deshalb auch Robot – und Zinspflichtig (siehe Ausführungen in der Ringelberger Ortschronik). Einträge in den Matriken der Pfarre Ringelberg – Hals weisen darauf hin, daß der frühere Eigner des beschriebenen Anwesens ein Georg Bauer, geboren im Hause Nr. 8 in Ringelberg, war. In diesem Hause befand sich einst ein kleiner (geringer = ringer) Meierhof der Herrschaft Tachau. Seine Ehefrau Maria Schiffl dagegen wurde im Hause Nr. 23 (Jägerhäuser) geboren. Der Hausname lautete damals „Bauan“).

 

Veit Johann Gleißer, geb. 15.07.1799 in Galtenhof Nr. 15, heiratete am 05.05.1833 zu Hals die Tochter des Besitzers , Anna Maria Bauer, aus dem Hause Nr. 12 In Ringelberg. Er brachte vom „Irlweiher“, wie Galtenhof im Volksmund genannt wurde, den dortigen Hausnamen „Krawaschn“ mit. Seine Vorfahren hatten in Galtenhof das „galte“ d.h. nicht mehr trächtige Vieh, zu betreuen. Diese Leute wurden damals Krawasch ( Kuhbetreuer, Kuhmelker) bezeichnet. Sie waren am Meierhof der Herrschaft Tachau beschäftigt. Heute würde man diese Tätigkeit „Schweizer“ nennen.

 

Der Vater von Johann Veit G., Johann Wenzel Gleißner, geb. 29.09.1776 in Hermannsreuth, Pfarre Bärnau, Oberpfalz, kam als Zimmermann von Hermannsreuth nach Galtenhof und heiratete am 12.01.1795 die 1773 geborene Maria Anna Roth als Galtenhof 15. Seine Eltern Wolfgang, geb. 06.09.1738 und Maria Ursula, geb. 17.05.1768, heirateten am 06.09.1763 in Bärnau, Oberpfalz, eine

„Pfälzische Stadt“ und lebten in Hermannsreuth (direkt an der Landesgrenze zu Böhmen gelegen) bis zu ihrem Tod an ihrem Geburtsort weiter.

 

Der Sohn von Veit Johann G., Andreas, geb. 06.12.1841, heirate am 06.12.1866 in Tachau die aus Frauenreith stammende Theresia Gunt, geb. 01.08.1845, Tochter des Gemeindeschmieds aus dem Hause Nr. 15.

 

Andreas Gleißner starb bereits am 10.04.1878 in Ringelberg 12 (mit 36 Jahren).

Die Eheleute hatten 3 Kinder:

 

1 – Barbara (Wawerl genannt)

geb. 1870

gestorben 1940

Sie war mit Andreas Brunner (Girchadl), Nr. 48, im Ortsteil Kromere verheiratet.

Beide hatten 3 Kinder: Franz, Emilie und Ferdinand.

 

2 – Adalbert (mein Vater)

Geb. 29.11.1874

Gestorben 16.02.1934 in Tachau

Er war mit Barbara Roth aus Galtenhof (Thörl) verheiratet. Sie heirateten am 31.01.1922 in der Pfarrkirche zu Hals. Sie hatten 4 Kinder.

 

2.1 – Emma Barbara

geb. 11.12.1922

 

2.2 – Franz Adalbert

geb. 13.11.1925

gestorben am 25.06.1999 in Geretsried, Oberbayern

 

2.3 – Josef

geb. 25.11.1927

 

2.4 – Rosa

geb. 1929

gestorben 1930

 

Meine Mutter Anna Barbara (genannt Betty)

geb. 17.09.1895

gestorben 25.01.1974 in Ansbach, Mittelfranken

 

3 – Josefa

geb. 1878

gestorben 1941

Sie war mit Engelbert Roth (Wewaengel) aus Galtenhof Nr. 14 verheiratet und wohnten im Anwesen Nr. 23 bei der Schule (Gachahäuser) in Ringelberg.

 

 

Kinder: Josef, Emilie, Marie, Emma, Franz, Ferdinand und Anna.

 

Meine Großmutter Theresia, geb. Gunt, heirate in 2. Ehe den Ringelberger Josef Schram, HsNr. 21.

Sie hatten 3 Kinder: Katharina, Marie und Anna.

ZusErw08

Im Jahre 1920 ließ Adalbert Gleißner, der Besitzer, das alte Wohnhaus Nr.12 mit den Nebengebäuden abreißen und baute alles neu auf. In der damaligen Zeit ein seltener Vorgang in unserer näheren Heimat. Meistens erfolgte ein Wiederaufbau nach einem totalen Brandschaden. Mein Vater starb am 16.02.1934 im Krankenhaus Tachau an nicht genau diagnostizierten Folgen. Er war Monate vorher in Prag bei Professor Sloufa in Behandlung (u.a. Bestrahlung mit Radium), welcher die Therapie im Frühjahr 1934 fortführen wollte. Meine Mutter Barbara (Betty) war die letzte Besitzerin des Hauses Nr. 12 in Ringelberg. Nachdem mein Vater kein Testament hinterlassen hatte, trat damals die gesetzliche Erbfolge ein. In der 1. CSR lautete diese: ¼ die Witwe, ¾ die Kinder, so daß in diesem Falle jeder Erbberechtigter mit 1 /4 am Erbe beteiligt war. Aufgrund der Vertreibung im April 1946 mußte das Eigentum zwangsweise verlassen werden und es verfällt nunmehr zur Gänze. Die nachfolgenden Besitzer haben nichts zum Erhalt der Gebäude beigetragen, der Backofen wurde ganz abgerissen. Sie haben Teile des ehemaligen Besitzes übertragen erhalten.

 

Der Berichterstatter befand sich damals als 19jähriger in britischer Kriegsgefangenschaft in England und wurde am 27.11.1947 von dort nach Bayern (Ansbach, Mittelfranken) entlassen, wo ich meine Mutter und Geschwister wieder fand. Es erfolgte eine Entschädigung nach dem Lastenausgleichs – Gesetz (LAG) der BRD in der Höhe von 6.400.- – DM, so daß jeder Erbberechtigte 1.600.- – DM erhielt. Meine Mutter und Schwester erhielten diese in Form der Unterhaltshilfe aus dem LAG (in Rentenform).

 

Mit nachfolgenden Unterlagen wird der Gesamtbesitz beschrieben und durch Dokumente belegt. All dies soll unseren Nachfahren das Unrecht deutlich machen und zur eventuellen Beweissicherung dienen. Die Geschichte geht manchmal sonderbare Wege. Der Schmerz über den durch unsere Vorfahren erbrachten Aufbauleistungen und den Verlust bleibt bei uns Betroffenen aufrechterhalten und bleibt bestehen. Es gibt keine Gerechtigkeit in dieser Angelegenheit, weil andere (auch der Staat) über unseren Besitz entschieden haben. Man hat unberechtigter – weise darauf verzichtet, obwohl dies völkerrechtlich nicht zulässig ist.

 

Niedergeschrieben im Sommer des Jahres Zweitausend.

 

Josef Gleißner, Postbeamter im Ruhestand (im 73. Lebensjahr).

 

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